Venture Capital Reset | Neues KI-Ökosystem | Das Ende des Smartphones | Bitcoin-ETFs

Reihe Innovation Pulse | Was tut sich im Bereich der Tech-Innovationen? Frank Thelen teilt News, Beobachtungen und Einschätzungen aus der Welt der Innovationen und seiner eigenen Aktivitäten.

GPT-Store = Neues KI-Ökosystem?

OpenAI’s GPT Store, der diese Woche an den Start gegangen ist, sollte noch mehr Benutzer und Entwickler für KI begeistern.

Der GPT Store ist eine Plattform, die es verifizierten Entwicklern ermöglicht, ihre maßgeschneiderten GPT-Anwendungen anzubieten. Von branchenspezifischen Lösungen bis hin zu kreativen und bildungsorientierten Tools. Das könnte nach dem Release des iPhones die nächste große App-Ära und damit ein komplett neues Ökosystem entstehen lassen. Für Entwickler eröffnen sich hierfür spannende neue Möglichkeiten und Geschäftschancen, was weitere Innovationen fördern wird.

Am meisten freue ich mich darauf, meine persönlichen Daten (Dateien, Notion, Mails, Termine, …) in das System “füttern” zu können, damit es mich noch effektiver unterstützen kann.

Das Ende des Smartphones

Das US-amerikanische KI-Startup Rabbit, das bislang unter dem Radar geflogen ist, hat am Dienstag ein neues KI-Model vorgestellt, mit dem Künstliche Intelligenz jetzt auch in der Lage sein soll, Aktionen für uns im Internet auszuführen – und könnte damit langfristig das Smartphone ablösen

Während ChatGPT und Co. auf Large Language Models basieren, die bislang ausschließlich Text, Bild und Sprache als Output geben, aber keine Handlungen auf anderen Seiten ausführen können, basiert Rabbits neuste Innovation auf einem sogenannten Large Action Model: Ein Modell, das darauf trainiert wurde, mit den bestehenden Interfaces von Amazon, Spotify, Booking.com und Co. zu interagieren, wie es der Mensch tun würde. Dadurch kann das neue KI-Modell Flüge buchen, Bestellungen von der Auswahl des Produkts bis zum Bezahlvorgang eigenständig ausführen und mit unseren Apps interagieren.

Das Interessante: Der Ansatz ist ein ähnlicher, wie bei Teslas Optimus: Statt darauf zu warten, dass die Welt sich an die neuen Möglichkeiten von KI anpasst, hat Rabbit ein KI-Modell entwickelt, das mit der aktuellen Welt der Interfaces interagieren kann – so wie Optimus dem menschlichen Körper ähnelt, weil unsere physische Welt auf den Menschen ausgelegt ist.

Das dazugehörige Device – der R1 – ist ein kleiner Touchbildschirm mit Mikrofon, Kamera & Lautsprechern für rund 199 USD und somit keine wirkliche Innovation. Was ihn dennoch zu einem technologischen Durchbruch machen könnte, ist das LAM dahinter. Nutzer können vorab definieren, auf welchen Internetseiten und Apps der R1 eigenständig Handlungen für sie ausführen können soll und ihn dann per Sprachbefehl oder Tastatureingabe steuern.

Rabbit ist nicht das einzige Unternehmen, das dem Smartphone den Kampf angesagt hat: Auch Humane und OpenAI & Jony Ive arbeiten an einem KI-Device, das ohne Screen auskommt.

Das bestehende Interface Touchscreen, auf dem aktuelle Smartphones noch größtenteils basieren, hat ein Ablaufdatum. Sprachsteuerung ist für uns – wenn sie erst einmal problemlos funktioniert – deutlich intuitiver und effizienter, als Befehle auf einer Tastatur einzutippen oder unter Hunderten von Apps die richtige auszuwählen.

Venture Capital Reset

Nachdem nicht nur im öffentlichen Markt, sondern auch im Venture Capital Sektor getrieben durch hohe Zukunftserwartungen, Zero-Interest-Rates und immer weiter steigende Multiples die Bewertungen von Tech-Unternehmen jahrelang gestiegen sind, erleben wir seit 2022 einen Reset. Das hat zur Folge, dass in 2023 fast doppelt so viele Startups scheiterten, wie noch im Jahr zuvor. Das Umfeld für Finanzierungen ist ein ganz anderes als noch vor 2 Jahren und bestehende Investoren haben in nächster Zeit keine Aussicht darauf, dass die Unternehmen die Bewertung, zu der investiert wurde, tatsächlich erreichen.

Um VCs dennoch zu weiteren Investitionen zu bewegen, wurde sich bislang mit einer 3x Liq. Pref geholfen: Dadurch wird der eigentliche Verkaufspreis für die Investoren erstmal unwichtig, da die Investoren zunächst 3x ihr Geld zurückbekommen, bevor Gründer und Mitarbeiter etwas davon sehen. Das ist langfristig natürlich keine tragbare Lösung.

Brad Gerstner zeigt in einem aktuellen Podcast Wege auf, wie Startups die auf zu hohen Bewertungen Kapital aufgenommen haben, aus dieser schwierigen Lage herauskommen:

  • Shutdown: Der sicherlich schwerste, aber nicht immer vermeidbare Weg, wenn einem Unternehmen das Geld ausgeht, ist der Shutdown. Auch wenn es schwerfällt, müssen Gründer ehrlich reflektieren, ob sie in der aktuellen Finanzierungsumgebung eine Chance haben, ein profitables Unternehmen aufzubauen oder ob sie lieber einen Teil des investierten Kapitals zurückzahlen und so keine Brücken verbrennen.
  • Sell: Man konnte es bereits am Public Market beobachten: Viele Firmen, dessen Bewertungen stark gefallen sind, wurden vom Wettbewerb aufgekauft. Solche Übernahmen dürften wir in den kommenden Monaten auch im privaten Sektor vermehrt sehen.
  • Resize: Wenn es einen erkennbaren Weg zur Profitabilität gibt, sollten Gründer in Erwägung ziehen, einen Gang runterzuschalten, das Team zu verkleinern und mit schmaleren Ausgaben langsamer zu wachsen. Das verlängert die Laufzeit, mit der die Unternehmen ohne neues Kapital auskommen und kann in der aktuellen Situation die Rettung sein.
  • Grow: Natürlich gibt es auch wirklich starke Startups, die in die Bewertung “reinwachsen”, aber dies wird nur den Top 5-10% gelingen.

In 2024 müssen alle VC-Fonds dieses Thema ehrlich aufräumen. Der Spielraum für “Finanzielle Hacks” wird kleiner.

Deutschlands Industrie ist gefährdet

Wohlstand muss erarbeitet werden. Wir brauchen eine neue Industrie – im Einklang mit unserer Umwelt – aber wir können nicht im Alleingang die Welt retten und dabei Deutschland verlieren. Die aktuellen Entwicklungen und Entscheidungen unserer Regierung besorgen mich.

Gabor Steingart adressiert ein weiteres Problem:

“Wann immer eine neue Sparrunde in Deutschland aufgerufen wird, ist einer außen vor: der Staat. Der kann alles, nur nicht kürzertreten. Für den Staatsapparat und die in ihm Beschäftigten gibt es seit Jahrzehnten ein bedingungsloses Grundeinkommen. Die atmende Belegschaft ist beim Staat noch nicht erfunden. Jedes Jahr wird der Gürtel ein Loch weiter gestellt, weshalb in einer Gesellschaft, die ökonomisch auf der Stelle tritt, nun das Geld woanders geholt werden muss – bei Kindern, Bürgern, Erben, Hausbesitzern, Bauern, Handwerkern sowie ganz generell beim unternehmerischen Mittelstand. Es findet eine Umverteilung statt – vom Bürger zum Staat, vom Herren zum Diener.”

Weltall meets Phone

Mitarbeiter von SpaceX haben am Montag die ersten Textnachrichten über einen Starlink Satelliten und das T-Mobile-Netz versendet und empfangen. Ein wichtiger Meilenstein für das Starlink Direct-to-Cell-Programm, mit dem SpaceX überall auf der Welt Satelliteninternet fürs Smartphone bereitstellen will.

Das Weltall wird für uns auf der Erde zur wichtigen Ressource werden. Wir brauchen europäische Infrastruktur , um nicht auch noch in diesem Bereich von US und China abhängig zu werden. Daher freue ich mich sehr, dass unser Freigeist Startup EnduroSat aus Bulgarien so erfolgreich wächst

Bitcoin ETFs

Jetzt sind sie wirklich da und Ether-ETFs sollten bald folgen.

Hintergrund: Bislang konnten Anleger in US nur mit einer eigenen Bitcoin-Wallet in Bitcoin investieren. Durch die Zulassung der Bitcoin-ETFs gibt es nun eine Brücke in die große Finanzwelt von Blackrock & Co. Damit können die deutlich größeren Geldtöpfe einen Teil ihres Kapitals in Krypto investieren. Bei Gold hat dieser Zugang bislang über Dekaden eine starke Steigerung bewirkt.

Ein weiterer positiver Treiber, der noch in diesem Frühjahr ansteht, ist das Halving-Event, bei dem die Anzahl der als Belohnung fürs Mining ausgezahlten Bitcoins halbiert wird.

Frank Thelen ist Early Stage Tech Investor (Freigeist), Unternehmer, Buchautor (10xDNA) und Initiator der 10xDNA Technologie Fonds. Dieser Beitrag ist ein Auszug seines „Innovation Pulse“-LinkedIn-Newsletters, der hier abonniert werden kann.