„Ingenieure sind die technischen Leader“

Beim diesjährigen Festakt Innovator des Jahres wird als Sonderkategorie erstmals der Innovationspreis LOSGRÖSSE 1+ verliehen. Verantwortlich für die Auszeichnung ist das ife – Netzwerk für Einzelfertiger. Manfred Deues beschreibt im DDW Interview, was Auftrags- und Variantenfertiger kennzeichnet und herausfordert.

Herr Deues, Einzelfertiger sind Projektfertiger mit und ohne Fertigung, die als solche ein selten wahrgenommenes Unternehmenssegment darstellen. Dabei sind sie die Hidden Champions des Mittelstandes und damit eine der wichtigsten Säulen unserer Wirtschaft. Um wen geht es?

Manfred Deues: Wir reden über rund 16.000 Unternehmen mit einer Größe von 100 bis 10.000 Mitarbeitern in Deutschland. Es sind Einzel-, Auftrags-, Varianten- sowie Projektfertiger und deren Zulieferer, die alles produzieren, was industriell nicht in Serie herstellbar ist. Das heißt, alle Aufträge werden nach Kundenwunsch konstruiert, gefertigt, montiert und abgenommen und das weltweit. Beispielsweise sind das Sondermaschinen, Großanlagen, Schiffe, Stahlbaukonstruktionen wie Apparate und Behälter sowie alles, was mit der Stückzahl 1 beauftragt und ausgeliefert wird.

Was wird mit dem Preis LOSGRÖSSE 1+ ausgezeichnet?

Eine namhafte Jury von Experten aus Wissenschaft, Beratung und Praxis der LOSGRÖSSE 1+ zeichnet zwei Unternehmen aus, die innovative Produkte, Prozesse oder Geschäftsmodelle vor dem Hintergrund einer zukunftsweisenden Digitalisierungs- und Dekarbonisierungsstrategie erfolgreich umgesetzt haben. Beide geehrten Unternehmen sind Vorreiter aus dem Segment der Einzelfertigung. Der Unterschied der Preiskategorien besteht darin, dass eines der beiden eine eigene Produktion besitzt, während das andere auf die reine Projektdienstleistung spezialisiert ist.

Was bewegt dieses Unternehmenssegment der Einzelfertiger besonders?

Sowohl die Projektfertiger als auch die Dienstleister sind aufgrund der Herausforderung, in jedem einzelnen Auftrag mit ihrem Know-how neu zu denken, neu zu konstruieren und sich den Gegebenheiten des Kunden und der jeweiligen Installationsländer anzupassen, die früheren Dichter und Denker in unserem Land. 80 Prozent der Aufträge gehen in den Export, deshalb sind wir auch Exportweltmeister, neben der Automobilindustrie, die in den Zielländern produziert. Es ist deshalb umso wichtiger, diese Arbeit in Deutschland zu erhalten und den Export zu verstärken. Wir sind die Ingenieure und damit die technischen Leader, um das „Made in Germany“ aufrecht zu erhalten. Es sind Ingenieure, Konstrukteure und Tüftler, die uns zum Exportweltmeister gemacht haben und Deutschlands Zukunft, auch in der Wettbewerbsfähigkeit, erhalten können.

Aktuell wird viel über die Gefahr der Deindustrialisierung im Zuge des ökologischen Umbaus der Wirtschaft gesprochen. Sehen Sie die Gefahr auch?

Der Klimawandel kann bewältigt werden, wobei die Technologie eine große Rolle spielen wird. Dies funktioniert aber nur dann, wenn man alle Innovationskräfte weiterhin in Deutschland bündelt. Innovationen stecken schon jetzt in jedem Auftrag und sind seit vielen Jahren bereits orientiert am ökologischen Umbau und den Herausforderungen durch den Klimawandel. CO2-Einsparung und CO2-Rückholung wurden und werden auch in Zukunft unsere Welt und das Klima positiv beeinflussen. Deutschland steht seit jeher für diese Innovationsfähigkeit, die wirtschaftlich große Perspektiven bietet. Genau diesen Innovationsgeist fördert das ife-Netzwerk für Einzelfertiger.

Manfred Deues ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der ams.Solution AG mit Hauptsitz in Kaarst. Er ist zudem Präsident des ife – Netzwerk für Einzelfertiger und Europäischer Wirtschaftssenator (EWS).