Humanoider Roboter | Die Katze ist aus dem Sack | Persönliche KI-Kopien | Robotaxi aus Kroatien

Reihe Innovation Pulse | Was tut sich im Bereich der Tech-Innovationen? Frank Thelen teilt News, Beobachtungen und Einschätzungen aus der Welt der Innovationen und seiner eigenen Aktivitäten.
Humanoider Roboter doch noch zu Weihnachten?
Nach KI rollt jetzt die nächste Innovationswelle auf uns zu. Diese Innovation findet nicht nur in der digitalen, sondern auch in der physischen Welt statt und sieht uns verdächtig ähnlich: Es geht um humanoide Roboter.
Während Tesla und Figure.AI sich mit ihren Modellen Optimus und Figure 02 zunächst vor allem auf den Industriesektor und den Einsatz in größeren Produktionen der Automobilindustrie konzentrieren, setzen Unitree mit ihrem G1 und jetzt auch 1x mit dem NEO auf die Anwendung bei uns zuhause. Der NEO sieht sehr vielversprechend aus und hier sollen die ersten Exemplare vielleicht sogar noch vor Weihnachten ausgeliefert werden:
Wer von euch freut sich schon darauf, nie wieder die Spülmaschine ausräumen zu müssen? 😉
KI ist keine Blase, sondern startet gerade erst …
Seit einigen Monaten kommt immer wieder die Frage auf, ob und wann die KI-Blase platzt – auch von namhaften US-Investoren wie Sequoia Capital, die in Frage stellen, ob die hohen Investitionen in Chips und Rechenleistung der Big Tech Player sich irgendwann auszahlen werden.
Meiner aktuellen Einschätzung nach ist KI keine Blase, sondern startet gerade erst:
- Elon hat gerade für X.AI und Tesla zwei neue Super-Gehirne aktiviert
- OpenAI arbeitet bereits seit Monaten an einem GPT-4o Nachfolger, der Zusammenhänge noch mal deutlich besser verstehen und eigene Argumentationsketten entwickeln kann. Wenn es OpenAI gelingt, “Reasoning” zu knacken, haben wir die nächste Stufe von AGI erreicht. Hierfür verfolgt OpenAI laut Insiderinformationen einen besonderen Ansatz: Das Projekt Strawberry soll darauf trainiert sein, sich selber in Themen einzuarbeiten und über einen längeren Zeitraum Research zu betreiben. So wird dem Modell beigebracht, für sich selbst zu denken und daraus Schlüsse zu ziehen
- In der Zwischenzeit hat der ehemalige OpenAI Chief Scientist Ilya Sutskever eine Milliarde USD Kapital für sein KI-Startup SSI eingesammelt. SSI steht für “Save Superintelligence” und verfolgt das Ziel, KI-Systeme zu entwickeln, die Sicherheit in den Vordergrund stellen und gleichzeitig die menschlichen Fähigkeiten übertreffen. Das Unternehmen ist bereits jetzt mit 5 Milliarden USD bewertet. Ilya Sutskever war einer der Mitgründer und wichtigsten Köpfe von OpenAI – einige Investoren scheinen große Hoffnung in ihn und sein Vorhaben zu setzen.
Der entscheidende Erfolgsfaktor für KI-Entwicklungen liegt aber nicht in den Modellen, sondern in der (Kosten-)Effizienz der Rechenzentren.
600 Milliarden USD – das ist allerdings die Summe, die KI in Zukunft an Wert erschaffen muss, um die bereits getätigten Investitionen in Chips und Rechenleistung zu rechtfertigen.
Meine Prognose: Durch spezialisierte, kleinere Modelle, die effektiv Arbeitsaufgaben übernehmen können, werden zukünftig massive Kostenreduktionen für Unternehmen entstehen. Auch wird KI in vielen Bereichen zu Durchbrüchen führen, zum Beispiel in der Medikamentenforschung, oder beim autonomen Fahren. Hier werden massive Werte entstehen – bei Unternehmen, die über die notwendigen Trainingsdaten und Trainings-Kapazitäten verfügen. Deshalb kann Tesla im Bereich autonomes Fahren in meinen Augen kaum noch eingeholt werden.
Frank 2.0
Seit einigen Jahren teste ich bereits verschiedene Möglichkeiten, mich selbst zu “digitalisieren” – sprich eine virtuelle Version von mir zu erstellen.
Seit dem KI-Boom Ende 2022 liefern Tools wie HeyGen und Synthesia.AI erste brauchbare Ergebnisse. Der erste Auftritt meines virtuellen Ichs auf der OMR Keynote letztes Jahr hat für viele Reaktionen gesorgt.
Die Geschwindigkeit der Entwicklungen in diesem Bereich ist beeindruckend. Diese Woche habe ich mich mit GoAva “geklont”. Das Ergebnis ist ein “Frank”, mit dem ihr euch unterhalten könnt und der in den meisten kurzen Gesprächen nicht vom Original zu unterscheiden ist. Diesen Frank 2.0 werde ich im September auf der Digital X in Köln in meiner Keynote vorstellen.
Habt ihr euch schon geklont?
Persönliche KI-Kopien mit Meta AI Studio
Überhaupt: Die Verbreitung von KI-Chatbots, die über die generischen Fähigkeiten von ChatGPT hinausgehen, dürfte sich mit dem neuen Meta AI Studio ebenfalls deutlich beschleunigen. Hier können zunächst Creator aus den USA jetzt eine Art digitale Erweiterung von sich selbst erstellen – einen Chatbot, der trainiert mit eigenen Nachrichten und Inhalten ähnlich denkt und schreibt, und der z.B. Nachrichten von Followern beantworten kann.
Langfristig soll AI Studio für alle verfügbar sein – in Facebook, Instagram und Whatsapp. Übernimmt bald eine KI-Kopie von uns selbst das Schreiben mit Freunden und Verwandten?
Robotaxi aus Kroatien
Mate Rimac ist für mich einer der bedeutendsten Köpfe der europäischen Autoindustrie. Mit Rimac Automobili baute er in Kroatien – einem Land ohne relevante Automobilgeschichte – eines der leistungsstärksten Elektroautos der Welt. Porsche, Hyundai und Softbank beteiligten sich an Rimac und Volkswagen schenkte Mate eine Mehrheitsbeteiligung an Bugatti als Gegenleistung für den Zugang zu seiner Antriebstechnologie in zukünftigen Modellen.
In der gleichen Woche präsentierte er mit Rimac Verne sein neues Robotaxi-Konzept in Kooperation mit Mobileeye, das bereits ab 2026 in Zagreb und potenziell 30 weiteren Städten fahren soll. Ähnlich wie bei dem geplanten Tesla Robotaxi wird es keine Pedale und kein Lenkrad geben, anders als Tesla setzt Rimac Verne aber neben Kameras auch auf die teureren LiDar-Sensoren.
Ich freue mich sehr über das Projekt und die Innovationen aus Europa, sehe persönlich aber nach wie vor Tesla mit FSD, Vision Only und den großen Datenmengen und eigenen Chips deutlich vorne. Dennoch wünsche ich Mate mit seinen Projekten viel Erfolg und freue mich sehr über dieses Leuchtturmprojekt aus Europa.
Mate hat mich vor einigen Jahren in Bonn besucht und seine wirklich beeindruckende Geschichte erzählt. Er hat übrigens als Kind ein paar Jahre in Deutschland gelebt, daher konnten wir das Gespräch sogar auf Deutsch führen:
Schaffen wir es, die neuen Technologien für jedermann zugänglich zu machen?
Über die Technologien und Innovationen, die in den nächsten Jahren auf uns zukommen, habe ich ein ganzes Buch geschrieben. Die viel spannendere Frage ist, wie wir dafür sorgen, dass diese Technologien jedem zugänglich gemacht werden. Hier sehe ich als erste große Herausforderung die Anbindung auch abgelegener Orte und Regionen an die digitale Infrastruktur, um auf neue Grundlagentechnologien wie Künstliche Intelligenz und Cloud Computing zugreifen zu können. Wenn es uns gelingt, den Zugang zu diesen mächtigen Werkzeugen fair zu verteilen, dann haben wir eine gute Chance auf ein besseres, nachhaltiges und gerechteres Leben für alle.
Die Katze ist aus dem Sack!
Ich kehre noch einmal zurück in die Höhle der Löwen – für die große Jubiläumsfolge am 23.09. um 20:15 Uhr auf VOX.
Ich habe meine Zeit bei DHDL in sehr guter Erinnerung, durfte viel übers Fernsehen und die Entertainmentbranche lernen, große Erfolge mit den DHDL-Investments erleben und habe einige enge Freundschaften geschlossen. Deshalb war es mir ein persönliches Anliegen, zu Ehren von 10 Jahren DHDL noch einmal dabei zu sein.
Empfehlungen
Tool: fluid AI
Ich sehe großes Potenzial in kleineren Modellen wie fluid AI, denn sie laufen lokal auf dem Notebook / Smartphone und bieten damit Privacy, Schnelligkeit und funktionieren auch offline.
KI soll gerade Entwicklern effektiv helfen, aber bisher war die Qualität oft frustrierend. Wenn ihr als Programmierer bisher noch keine KI einsetzt, solltet ihr unbedingt cursor.ai (Basis Open.AI) und zed.dev (Basis Claude) ausprobieren.
Tool: Huly
Das wollten wir mit Wunderlist auch mal bauen: die “Eier-Legende-Woll-Milch-Sau” für Teams. Jetzt als Open-Source und zum selber hosten, ein Angriff auf Jira & Co. Sehr interessantes Projekt.